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28 Januar, 2006

Die neuen Chansonniers

Der Begriff "Nouvelle Chanson" oder "Nouvelle Szène Française" definiert jene französischen Musiker, die seit Mitte der 90er-Jahre das Chanson neu interpretiert haben - und verweist auf eine junge Generation, die einen hohen Anspruch an ihre Kunst hat und die wie selbstverständlich die eigene Arbeit zur Diskussion stellt.
Die Vorgeschichte der "Nouvelle Szène" kann man so skizzieren: In den 80er-Jahren war der Pop in Frankreich von Bands geprägt, die vor allem angloamerikanische Vorbilder hatten. Gruppen wie Téléphone und Indochine sangen nur auf Englisch und galten als Police und Depeche Mode von Paris.
Die Veränderung setzte Anfang der 90er-Jahre ein, als Musiker wie Dominique A und Philip Catherine ihre Songs mit einfachen Vierspurgeräten bastelten.



Wiederbeleben eines alten Genres

Avantgardistische Wege beschreitet der in Kanada lebende Jérôme Minière. Sein jüngstes Konzeptalbum Chez Herri Copter spielt in einem (fiktiven?) vom Marketing beherrschten Universum, dessen beklemmende Atmosphäre sich in ausufernden Synth-Klängen und aufgelösten Liedstrukturen spiegelt.
Eher traditionell tritt dagegen Vincent Delerm auf, der sich selbst auf dem Klavier begleitet. Der 27-Jährige verdankt seinen großen Erfolg originellen Texten, in denen er voll Selbstironie die eigene Jugend besingt.
Eine weitere Ausnahmeerscheinung ist Mathieu Boogaerts (35), der - wie auch Françoiz Breut - während der deutschen "Le Pop"-Tournee 2006 live dabei sein wird. Boogaerts verbindet europäisches Songwriting mit brasilianischer und afrikanischer Musik. Auf seinem Debütalbum Super (1996) nahm er neben piepsenden Computerklängen Geräusche auf, die beim Pusten in einem Flaschenhals entstehen.
Als einer der fantasievollsten Tüftler gilt Albine de la Simone. Er produzierte unter anderem eine Hommage an Serge Gainsburg. Seine Studioarbeit ist typisch französisch: Er kann die Atmosphäre von damals einfangen, ohne in Retro-Kitsch zu verfallen.
De la Simone grübelt selbstkritisch:" Vielleicht müssen wir alle noch viel radikaler werden - und wahrhaft künstlerisch".
Ein größeres Publikum spricht Camille an, die als Newcomerin bereits eine USA-Tournee plant und Mitte Mai in Deutschland auf Tournee geht. War ihre erste CD Le sac de filles vor allem eine Auseinandersetzung mit der Chansontradition, stellt ihr neues Album Le fil sie als eklektische Soundsammlerin vor: Ob brasilianische Musik, Soul, Gospel oder Minimalismus à la Björk (und teilweise im Stil von Carla Bruni), Camille filtert aus allem ihren eigenen Rythmus mit Einsatz von unorthodoxen Mitteln. In le fil erklingt durch alle Stücke ein 71 Minuten andauernden Ton hindurch. Er ist der Faden, der alle Kompositionen durchzieht. "Ich will den Körper immer einbeziehen", sagt die Sängerin mit bürgerlichem Namen Camille Dalmais, "will meine eigene Stimme finden und entdecken, was wirklich persönlich ist".



Le Pop on Tour 2006

Live: Mathieu Boogaerts und Françoiz Breut
Support: Le Pop DJ-Team

25.2. Duisburg, Hundertmeister
26.2. Karlsruhe, Tollhaus
28.2. Stuttgart, Theaterhaus
1.3. L-Esch, Kulturfabrik
2.3. Aachen, Jakobshof
3.3. Saarbrücken, Foyer
4.3. Erlangen, E-Werk
5.3. Dresden, Societätstheater
6.3. Leipzig, Nato
7.3. Berlin, Kapital
8.3. Bremen, Junges Theater
9.3. Hamburg, Fabrik
10.3. Köln, Stadtgarten


Für jene Nostalgiker, die mehr auf Françoise Hardy, France Gall, Sylvie Vartan und andere filles yé-yé stehen, hier ist der richtige Link (leidér nur en Francée): "... et toutes les filles".

27 Januar, 2006

Amadè

"Wenn Mozart heute lebte, wäre er Rock'n'Roll-Musiker und kein Klassiker. Schon damals war er ein Unterhalter und seinen Zeitgenossen weit voraus."
(Falco, österreichischer Popstar)

Mozart
Heute vor 250 Jahren wurde Wolfgang Amadeus Mozart geboren. Kein anderer Komponist drang so tief - und gleichzeitig so natürlich entwaffnend - in die menschliche Seele ein. Selbst wer in Mozart keine Unendlichkeit spürt, wird immer noch sagen: "Das ist schön".

Er schrieb so ansprechend wie kein anderer, so viel Eintracht wie bei ihm herrscht selten. An Bach stört den einen die Gelehrsamkeit, den anderen langweilt Beethovens Pathos, aber Mozarts Musik bezaubert durch ihre springlebendige Offenheit, Freundlichkeit und Humanität. Keine Heiterkeit ohne komplexen Unterbau, keine fiese Opernfigur, der die Musik nicht doch Verständnis entgegenbrächte. Und wo sich abgründige Stimmungen auftun, bringt Mozart auch diese wieder in die Balance - alles wird gut...

Unscharf bleibt sein Charakter. Mozarts Schwester Nannerl attestiert ihm - vielleicht aus Eifersucht? -, er sei nie erwachsen geworden. Das Bild vom genialen Kindskopf hat sich festgesetzt, passt es doch so gut zu der federleichten Anmutung, die seine Musik bei oberflächlichem Abhören besitzt. Und es wird scheinbar bestätigt durch die pubertären Fäkalscherze in der Korrespondenz mit der Familie und in den "Bäsle-Briefen", die er noch als 21-Jähriger mit seiner Cousine Anna Thekla wechselte. Dabei sind Fragen nach Mozarts Wesen für seine Musik ganz unerheblich. Ihr lassen sich keine Stimmungen, Schwankungen oder Sorgen ablauschen, Mozart versteckt sich hinter ihrer Liebenswürdigkeit.

War seine Musik "einfach"? Nee. Ein zeitgenössisches Komponistenlexikon schrieb über Mozart, es sei schwierig für ein "ungeübtes Ohr, seinen Werken zu folgen". Die geniale Kunst bestand eben darin, formale Raffinessen in melodiöser Klarheit zu verstecken. Doch Mozart konnte natürlich auch anders - das beste Beispiel dafür ist KV 465, mit dem passenden Titel "Dissonanzenquartett".

Eine Zeile, die er über die Musik im Allgemeinen und über sein Komponieren im Besonderen schrieb, klingt erleuchtend: Es sei an der Zeit, "dass die Musik bald einen Arsch bekommt... denn das ist das notwendigste; einen Kopf hat sie bereits".


"Mozarts Musik ist so rein und schön, dass ich sie als die innere Schönheit des Universums selbst ansehe."
(Albert Einstein, deutscher Physiker)


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Auch Rockpolitrix hat einen Mozart-Favorit: das Klavierkonzert A-Dur, KV 414.

21 Januar, 2006

Elektromusik gestern und heute

Vor zehn Jahren galt elektronische Musik als Sound der Zukunft. Heute kämpfen DJs, Produzenten und Künstler mit der Langeweile, einem schwindenden Markt und dem Verlust ihres jugendlichen Images.
Warum das?
Es reicht nicht aus, das Geigenspiel gut zu beherrschen, um sich als neuer Paganini zu verdingen! Schon der Krautrock wusste die Möglichkeiten der "synthetischen" Instrumenten zu nutzen. Affenstunde der Popol Vuh war eines der ersten Alben, bei dem eine Rockband den großen Moog-Synthesizer einsetzte. Und es scheint ebenfalls eine Ewigkeit her zu sein, seit Klaus Schulzes erste Soloplatte Irrlicht, gleichzeitig auch seine erste als Keyboarder, erschien. Es waren lauter mehr oder weniger gewagten Experimenten (nicht so gewagt wie die von Stockhausen, aber immerhin!) und fast alle - glücklicherweise! - von faszinierenden Hirnimpulsen - d.h: von der Kreativität - getragen.
35 Jahre später sind viel bessere technische Mittel da. Das ist auch gut, und wir sind dankbar dafür - aber letztlich müssen sie auch wirklich zur Schaffung guter Soundprodukten führen. Eine Recherche im Internet führt uns zu dem Ergebnis, dass die heutige Lage nicht ganz so düster ist, wie man annehmen könnte. Uninspirierte Musiker gibt's viele, aber auch einige gute, die ausserhalb der Disco-Dimension bleiben wollen.
Und wo findet man die?
Man kann da probieren:
Elektro-Kartell (Ein richtiger Fundus an Infos für Freaks der Elektro- und Syntheziser-Musik, mit nutzvollen Links.)
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menschen! humanoiden! mitmaschinen! ungehoerte, faszinierende welten der elektomusik mit und ohne beat, mit und ohne stimme...
Das ist das Selbstporträt von Maschinensound. Auf der Homepage findet man sowohl viele Audio-Files zum free downloaden als auch einen Link auf eine breite Synth-Database.
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Für eine ruhig und manchmal sogar leicht melancholisch Elektromusik empfiehlt Rockpolitrix folgende Adressen:
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Ansonsten schauen Sie hier:
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Apropos Schulze: Der Herr der Klangwelten ist noch sehr aktiv! Hier seine Homepage.

Oder kennen Sie schon der grosse EDGAR FROESE?

20 Januar, 2006

Wilson Pickett tot

Wilson Pickett
Der amerikanische Soulpionier Wilson Pickett, in den 60er Jahren durch den Hits "In the Midnight Hour" und "Mustang Sally" bekannt geworden, ist mit 64 Jahren gestorben.

Der schon seit längerem gesundheitlich angeschlagene Sänger habe einen tödlichen Herzinfarkt erlitten, teilte seine Agentenfirma gestern Nacht mit. Der Soul-Sänger, der scherzhaft "Wicked Pickett" (böser Pickett) genannt wurde, wurde im US-Staat Alabama geboren und sang dort zunächst Gospels in der Kirche. Als Jugendlicher in Detroit schloss er sich der Musikgruppe Falcons an, die 1962 mit "I Found a Love" ihren ersten Hit landete. Schon damals profilierte sich Pickett als Leadsänger. Ein Jahr später begann er seine erfolgreiche Solokarriere.
Seinen größten Erfolg feierte er mit Songs wie "Mustang Sally" und "She’s Lookin’ Good", die Mitte der 60er Jahre die Platten-Charts stürmten. Auch seine Version des Beatles-Songs "Hey Jude" konnte sich 1969 unter den Top 20 behaupten.
1991 wurde Pickett gemeinsam mit The Byrds, John Lee Hooker und Tina Turner in die Rock’n’Roll Hall of Fame aufgenommen. Im gleichen Jahr lebte der Soulsänger in dem Musikfilm The Commitments auf, ohne selbst eine Rolle zu bekleiden. (Der Streifen von Regisseur Alan Parker dreht sich um eine Gruppe junger irischer Musiker, die Pickett zu ihrem Idol machen und unbedingt mit ihm auftreten wollen.)
In den späteren Jahren seines Lebens fiel er wiederholt wegen Drogenmissbrauchs auf und kam mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt. 1994 war er wegen Gewaltanwendung zeitweise im Gefängnis. Mit seinem letztes Album It’s Harder Now holte sich Wilson Pickett 1999 noch eine Grammy-Nominierung. Wegen zunehmender Herzprobleme hatte er Auftritte in Clubs vor einem Jahr aufgegeben.
Der sechsfache Vater soll nach Angaben der Los Angeles Times in Kentucky im Grab seiner Mutter beigesetzt werden.
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FREE MP3s:
Pickett, Wilson - "Outskirts of Town" (aus dem Album It's Harder Now)
Pickett, Wilson - "Jingle Bells" (aus dem Album Christmas Soul Special)
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17 Januar, 2006

2006 ist das Mozart-Jahr

Vor 250 Jahren kam der Komponist in Salzburg auf die Welt - und wird das ganze Jahr über gefeiert.

Hier das Präsentations-Video

Kaum ein Festival oder Opernhaus, das im Mozart-Jahr nicht ein Werk des großen Komponisten auf dem Spielplan hätte. Auch Ausstellungen erinnern an Leben und Werk Mozarts. Eine Übersicht über die wichtigsten Veranstaltungen in Europa:

- Mozartjahr in Österreich
- Mozartjahr in Salzburg
- Salzburger Festspiele
- Mozartjahr in Wien
- Mozartstadt Augsburg
- Mozartjahr in Prag
- Würzburger Mozartfest
- Europäische Mozartstädte

08 Januar, 2006

Georg Danzer: 'Von Scheibbs nach Nebraska'

Oder besser gesagt: "Von Scheibbs nach Kalifornien". Das neue Studioalbum von Georg Danzer wurde in der Tat in Hollywood und in Venice Beach mit amerikanischen Musikern aufgenommen. In jedem der Songs hört man den typischen, "alten" Danzer heraus. Die Sound-Atmosphäre ist überzeugender (weil rauer) als im Vorgänger-Album Persönlich - und die Songs klingen viel weltumspannender. Dieser Output unterstreicht, dass der Wiener nach wie vor zu den kreativsten Liedermachern unserer Zeit zählt.
Georg Danzer: Von Scheibbs nach Nebraska
Aber na, i bin ned ängstlich, weu i hab a Grundvertraun
dass wem gibt, der’s mit mir guad mant,
und der wird scho auf mi schaun
und tiaf drinnen bin i sicher,
es fangt grad was Neues andes -
ghört mir, a wann i’s ned begreifen kann ...


www.georgdanzer.at