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04 Mai, 2009

Noch eine Songfee: Esther Ofarim

Esther wurde im Dorf Zafad (Galiläa) geboren. Ihre Karriere begann am israelischen Nationaltheater “Habimah”. Sie lernte singen und dort ihren späteren Mann, den Ballettänzer und Choreographen Abraham ("Abi") Reichstat kennen, mit dem sie ein Gesangsduo bildete. 1960 hörte Abi ganz zufällig, dass Hollywood-Regisseur Otto Preminger in seinem Film Exodus (mit u.a. Paul Newman und Eva Maria Saint) für eine Nebenrolle eine schöne, zierliche, junge Dame suchte. Als letzte der wenigen Bewerberinnen wurde Esther zu Probeaufnahmen bestellt und sie bekam die Rolle. Preminger lobte sie in den U.S.A. und Frank Sinatra fuhr nach Israel um ihr einen Vertrag für jede seiner 6 Shows zu geben. Inzwischen hatten Esther und Abi auch eine Gastrolle in Daliah Lavi’s Film Brennender Sand bekommen.

1961: Esther gewann den Kol of Israel (Israeli Song Festival) mit zwei Liedern. Zwei LPs bestätigten den Erfolg des Duos und Esther nahm ihr erstes Solo-Album mit Kinderliedern auf. Die zweite Solo-Platte Lights out folgte 1962. Esther vertrat Israel auf dem Sopot Songfestival in Polen und gewann den zweiten Preis mit dem Lied “Stav” (Herbst). Anschliessend eine 18-Städte-Tournee durch ganz Polen. In der Zwischenzeit bezog das Paar ein Haus in Genf und man hörte die Ofarims im schweizerischen Rundfunk und Fernsehen. 1963 gewann Esther den Schweizer Wettbewerb für die Teilnahme am Grand Prix der Eurovision. Sie repräsentierte die Schweiz in London mit dem Lied “T’en vas pas” (später ins Deutsche als “Melodie einer Nacht” übersetzt) und... sie gewann den Grand Prix! Aber nur für wenige Minuten, weil ein Fehler in der Punktezahl der norwegischen Jury unterlaufen war. Der erste Preis ging an das dänische Duo Grethe und Jorgen Ingmann. Trotzdem brachte ihr dieser zweite Preis einen Vertrag mit Philips ein. Nach dem Grand Prix reisten Esther und Abi nach Kanada für einen Auftritt in der Chanson sur Mesure und tourten durch die U.S.A., wo die erste amerikanische Langspielplatte (Songs der Welt) mit Volksliedern aus verschiedenen Ländern aufgenommen wurde. Ihr zweites deutschsprachiges Lied war “Komm, leg deinen Arm um mich”, der Titelsong aus dem Will-Tremper-Film Die endlose Nacht. Es folgte “Morgen ist alles vorüber” und dann “Das ist meine Liebe” (aus dem Film Es war mir ein Vergnügen, wo die Ofarims die Hauptrolle spielten). In der Rudi-Carell-Show Robinson Crusoe von 1964 spielte Esther die Seejungfrau. Es folgten die deutschen Schlagerfestspiele in Baden-Baden, wo das Duo mit “Schönes Mädchen” den 4. Platz belegte.



Nach einer erneuten Konzerttournee in den U.S.A. machte Esther ihre dritte und bis dahin beste Solo-LP, Is it really me? Die musikalische Leitung hatte Bobby Scott, Arrangeur, Musiker und Amateurboxer aus der Bronx, der die talentierte Sängerin Songs aus amerikanischen Musicals und Shows im Jazzgewand singen ließ ("Night and Day", "Somewhere", "I have dreamed", "A Taste of Honey"...). Im Frühjahr wieder zurück, starteten die Ofarims Konzerttourneen durch Deutschland: 43 Shows in 32 Städten. Parallele Erfolge hatten sie in Holland und Frankreich. Im September 1966 erhielten Abi und Esther Ofarim zwei goldene Schallplatten für insgesamt 500.000 verkaufte Exemplare der LPs Songs der Welt und Neue Songs der Welt. Die dritte goldene LP hieß Noch einen Tanz. 1967: 2in3, aufgenommen in London, Paris und München, mit 13 Liedern in 8 verschiedenen Sprachen, ist fast ein halbes Jahr lang die Nr. 1 in Deutschlands Hitparade. "Morning Of My Life", geschrieben von den Bee Gees, wird ihr größter Hit in Deutschland. Im Dezember ein Auftritt in der Eamonn Andrews Show im englischen Fernsehen, wo die Ofarims “Cinderella Rockefella” vorstellten, ein Welterfolg. 1968 war ihr “Englisches Jahr”. Nach dem triumphalen Konzert in der Londoner Royal Albert Hall durften die Ofarims die Gratulation von der Queen entgegennehmen. Das letzte gemeinsame Konzert war im März 1969 in Köln. Esther und Abi gehen fortan privat und künstlerisch ihre eigenen Wege (Scheidung im November 1970). Esther kündigte an, weiter als Solosängerin arbeiten zu wollen. Ende des Jahres ihr erster Soloauftritt in Berlin mit dem berühmten Pianist und Bandleader Paul Kuhn. Es folgte eine Platte auf Philips mit neuen Lieder, Balladen und Chansons in mehreren Sprachen.

1973 zog sich Esther zurück, um Ruhe zu finden und ein "normales Leben" zu führen. Sie heiratete ihren künstlerischen Betreuer Philipp von Sell in New York. 1983 kam der gemeinsame Sohn David zu Welt.
In Europa gab sie keine Konzerte mehr, nur noch in Tel Aviv. Esther feierte ein internationales Comeback 1982 mit einer Show im New Yorker „Avery Fisher Hall Lincoln Center“. Danach nahm sie weitere Alben in verschiedenen Länder auf. Seit der Trennung von ihrem zweiten Ehemann läßt Esther sich gelegentlich wieder sehen und hören - auch bei uns. Zunächst sang sie nur einmal jährlich in den Hamburger Kammerspielen, doch seit 2003 gibt sie mehrere Konzerte im Jahr, die immer ausverkauft sind. Sie tritt regelmässig im Hamburger St. Pauli-Theater auf. 2007 machte sie eine Mini-Tournee durch Deutschland. Möglicherweise ihre letzte.



Mehr Info zu Esther Ofarim findet man unter
www.esther-ofarim.de